Dienstag, 8. September 2020

Die 80er Jahre

Mumie lag viele Jahre unentdeckt in einem Keller






Amsterdam. Wer ist der geheimnisvolle Tote von Amsterdam? Bauarbeiter hatten ihn im Januar 1982 bei Sanierungsarbeiten im Keller eines leerstehenden und zugemauerten Gebäudes im Zentrum der Stadt entdeckt. Der Körper war völlig abgemagert, unkenntlich und mumifiziert.

Die Polizei glaubt, daß er zu diesem Zeitpunkt schon rund sieben Jahre dort gelegen haben muss. Das bedeutet: Er starb bereits um das Jahr 1975! War er ein Junkie, der hier an seiner Drogensucht starb - oder wurde er getötet? Offenbar, so die Amsterdamer Polizei, handelte es sich bei dem Mann um einen Deutschen, das lasse sich aus der Kleidung schließen.

Zum Zeitpunkt seines Todes soll er 1,83 Meter groß gewesen sein, Schuhgröße 38, sehr schlechte Zähne. Neben seiner Uhr Marke: Bourbon trug der Mann zwei auffällige Fingerringe. Außerdem hatte er neun Tattoos am Körper, alle ziemlich schlicht gehalten. 
Die auffälligsten: Kleines Herz am rechten Unterarm, Schmetterling auf der Innenseite des rechten Beins, Gesicht mit langen Haaren und Stirnband (vermutlich ein Indianerkopf) am linken Unterarm, gut zehn Zentimeter hoch. Auf dem Rücken: Eine Hand mit brennender Kerze, dazu der Schriftzug: Der Teufel soll mein Führer sein! An dieser Tätowierung ist die Schreibweise des Buchstabens s ungewöhnlich.

Können die Tattoos das Rätsel um den Mann endlich lösen? Die Hinweise werden an die zuständige Polizei in Amsterdam weitergeleitet, Telefon 0031 - 205592700.


Zwei brennende Leichen an der A 3 bei Erlangen







Erlangen. Vor 35 Jahren, am 1. Mai 1983, lagen an der Autobahn bei Erlangen zwei brennende Leichen. Bis heute weiß die Polizei nicht, wer die beiden waren. Aber es gibt eine neue Spur. Auf einem schmalen Trampelpfad geht Kriminalhauptkommissar Klaus Bauer durch die Wiese, die Augen nach unten, man weiß schließlich nie, was die Leute neben einem Autobahnrastplatz hinterlassen, selbst wenn es ein Toilettenhäuschen gibt. Nach ein paar Schritten bleibt er stehen: Da sind sie gelegen, sagt er. Zwischen den Bäumen

Nachts um 3.30 Uhr hatte sich damals ein Autofahrer von einer Notrufsäule gemeldet: Am Rastplatz Breslau an der Bundesautobahn 3 bei Erlangen brenne der Wald. Als die Feuerwehr kam, schlugen die Flammen noch immer zwei, drei Meter hoch. Und so dauerte es einen Moment, bis die Männer erkannten, daß sie keinen Waldbrand zu löschen hatten, sondern zwei menschliche Körper.
 
Kriminalhauptkommissar Klaus Bauer leitet die Ermittlungen im Doppelmord BAB seit 2014. Klaus Bauer, damals Streifenpolizist, ein Greenhorn, 21 Jahre alt, wurde am Morgen zu Hause alarmiert. Er hatte sich eigentlich auf einen freien Feiertag gefreut. Es war der zweite Mordfall, zu dem er gerufen wurde. Noch heute, 35 Jahre später, hat er die Bilder im Kopf: die beiden Leichen, die verbrannt im Gras lagen, der Mann auf dem Rücken, die Frau auf dem Bauch. Ihr Geruch, der nur schwach vom ersten Mai-Regen überdeckt wurde. Bauer musste den Kollegen der Kripo helfen, den Tatort zu vermessen und abzusuchen. Sie durchkämmten die Wiese und den Wald neben dem Rastplatz. Sie liefen die Autobahn ab bis zur Anschlussstelle Tennenlohe, und dort die Herzen, wie die Grasflächen zwischen den Auffahrten heißen. Doch sie fanden nicht viel. Die Opfer hatten keine Ausweise dabei und nichts, was ihre Identität verraten hätte. Der Mann war so stark verbrannt, daß die Ermittler nicht einmal seine Körpergröße sicher feststellen konnten. Sie fanden keine Spur von dem Auto, mit dem die beiden auf den Rastplatz gekommen oder gebracht worden waren, und keine Tatwaffe.

Die Obduktion der Leichen in der Gerichtsmedizin der Universität Erlangen ergab, daß die beiden von hinten mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen worden waren, einem Wagenheber vielleicht. Sogar das Schulterblatt der Frau, eigentlich ein sehr stabiler Knochen, war gebrochen. Die Täter mussten mit roher Gewalt auf die Opfer eingeprügelt haben. Erde an den Schuhsohlen deuteten darauf hin, dass die Frau auf der Wiese beim Rastplatz einige Schritte gemacht haben musste. Rußspuren in ihrer Lunge zeigten: Sie hatte noch gelebt, als die Täter sie mit Benzin übergossen und anzündeten.

Das Alter des Mannes schätzten die Gerichtsmediziner auf 30 bis 40, vielleicht auch etwas jünger. Er war schlank, drahtig, hatte wohl braunes Haar und einen Oberlippenbart. Die Frau war 25 bis 35 Jahre alt, kräftiger Körperbau, schwarzes, graumeliertes Haar. Ihr Blinddarm fehlte. Außerdem ergab die Obduktion: Sie hatte mindestens ein Kind zur Welt gebracht.

Bei der Kriminalpolizei in Erlangen wurde die Sonderkommission BAB eingerichtet. Die Ermittler gingen alle Vermisstenmeldungen in Europa durch. Keine passte zu ihrem Fall. Da die Frau nicht so stark verbrannt war, konnte ein Graphiker ein Foto ihres Gesichtes so retuschieren, da es in Zeitungen und bei Aktenzeichen XY veröffentlicht werden konnte. Die Behörden setzten 8.000 DM Belohnung aus. Doch auch das brachte keinen Erfolg. Niemand schien die beiden Toten zu vermissen. Die Soko BAB musste sich auf die wenigen Spuren stützen, die sie vom Tatort hatte: Schuhe und Kleidung der Toten, Schmuckstücke, eine Rolex am Handgelenk der Frau, stehen geblieben um 1.40 Uhr, womöglich durch einen harten Schlag und damit zum Tatzeitpunkt. Die Armbanduhr war etwa 4.000 Mark wert, weshalb die Ermittler einen Raubmord ausschlossen. Das Uhrwerk stammte aus Italien, zusammengebaut und verkauft wurde das Modell von einer Schweizer Firma - allerdings nicht bei deutschen Juwelieren. Und auch die anderen Fundstücke, deren Spuren die Ermittler folgten, führten in den Süden: Halsketten und Eulenanhänger der beiden stammten aus der Toskana, die Bluse der Frau aus Florenz, ihre Schuhe aus der Frühjahr-Sommerkollektion 1979 eines Herstellers in Ascoli Piceno. Und dann waren da noch die beiden Eheringe, 750er Gelbgold, hergestellt in Arezzo und mit einer Gravur versehen: 3-4-81. Die Opfer waren offenbar ein Ehepaar und stammten aus Italien. Über das italienische Generalkonsulat in München besorgte sich die Soko BAB deshalb die Adressen der katholischen Diözesen in Italien und verschickte Hunderte Briefe mit der Bitte, in den Kirchenbüchern nach Trauungen zu suchen, die am 3. April 1981 stattgefunden hatten. Auch den Vatikan baten die Ermittler um Hilfe. Doch sie erhielten nur wenige Rückmeldungen. Keine davon brachte sie weiter.

Da der Fall in Deutschland und Italien für viel Aufsehen sorgte, meldeten sich immer wieder Anrufer, die Hinweise gaben. Einer brachte den Doppelmord mit der Sacra Corona Unita in Verbindung, der apulischen Mafia. Das passte zu einer der Tathypothesen der Ermittler. Die Täter waren so skrupellos vorgegangen und hatten so wenige Spuren hinterlassen, daß die Soko BAB nicht an eine spontane Tat glaubte. War das Ehepaar Opfer von Profikillern? Waren sie der Mafia in die Quere gekommen? Warum in Deutschland? Was war aus dem Kind der Frau geworden? Statt auf Antworten zu stoßen, landeten die Ermittler jedes Mal in einer Sackgasse, egal welchen Hinweisen oder Spuren sie folgten. Auch die Zusammenarbeit mit italienischen Kollegen und eine Reise nach Norditalien führten nicht weiter. Am 31. Mai 1983 wurde das Paar auf dem Westfriedhof in Erlangen-Steudach anonym begraben. Die Soko BAB wurde kleiner und kleiner. Und schließlich aufgelöst.

Daß Morde nicht aufgeklärt werden, ist in Deutschland selten. In mehr als 90 Prozent der Fälle kann die Polizei auch den oder die Täter finden. In ungelösten Fällen werden die Ermittlungen nie ganz eingestellt, da Mord eine Straftat ist, die nicht verjährt. Mit jedem Jahr aber wird es schwieriger, Zeugen und Hinweisgeber zu finden, die sich verlässlich erinnern. Manchmal hilft den Ermittlern der technische Fortschritt - wie zB die DNA-Analyse. Im Jahr 2000 holten die Erlanger Kriminalpolizisten deshalb noch einmal alle Kartons und Tütchen mit den Fundstücken des Doppelmords BAB aus ihrer Asservatenkammer. Die Identität der Opfer aber konnte auch anhand ihrer DNA nicht geklärt werden. Und von den Tätern fanden sie keine verwertbaren Spuren, nicht an dem Feuerzeug, nicht an den Zigarettenstummeln und den anderen Beweisstücken vom Rastplatz. Der Mai-Regen hatte alles abgewaschen.

2014 beauftragte der Chef der Erlanger Dienststelle Klaus Bauer den Fall zu übernehmen. Er war inzwischen zum Leiter des Kommissariats Staatsschutz aufgestiegen. Bauer bekam drei Kollegen zur Seite gestellt, Spezialisten für Tötungsdelikte. Und dann las er sich ein, die beiden Leitz-Ordner mit der Hauptakte, den Illustrationsbericht mit den Fotos und den Tatortzeichnungen, für die er selbst damals den Rastplatz vermessen hatte. Und schließlich die übrigen 18 Ordner, in denen die Kollegen all die Hinweise und Spuren abgeheftet hatten, denen sie im Lauf der Zeit erfolglos nachgegangen waren. Ein Vierteljahr braucht man, bis man so einen Fall im Kopf hat, sagt Bauer. Er ist kein Mann großer Worte. Eine Alt-Ermittlung sei auch nichts anderes als ein frischer Fall. Der Druck durch die Öffentlichkeit und die Chefs falle weg, sodaß sie nicht Nächte und Wochenenden durcharbeiten müssten. Aber wir wollen den Täter genauso. Wer den Ehrgeiz nicht hat, ist falsch bei der Polizei. Und so machten sich Bauer und seine Kollegen in Tausenden vergilbten Aktenseiten auf die Suche nach einem Ansatzpunkt für neue Ermittlungen, nach einer Kleinigkeit, die ihre Kollegen womöglich übersehen hatten. Nach einem neuen Blickwinkel auf den Fall.

Weil sie nicht ganz sicher waren, daß das unbekannte Paar tatsächlich in Italien geheiratet hatte, schrieben sie alle bayerischen Standesämter an - über das Innenministerium, sodaß sie einen Rücklauf von fast 100 Prozent bekamen; aber keine Eheschließung, die zu ihrem Fall passte. Als nächstes versuchten sie es in Hessen. Der Rastplatz, der inzwischen nicht mehr Breslau, sondern Weißer Graben hieß, lag an der entsprechenden Fahrtrichtung der A3. Die Obduktion hatte ergeben, daß das Paar etwa anderthalb Stunden vor der Tat noch etwas gegessen hatte, womöglich zu Hause. Doch auch in Hessen gab es keine passende Trauung. Die Antwortschreiben füllten zehn Ordner.

Ermittlungen in Italien erwiesen sich als besonders schwierig. Bauers Anfragen auf Rechtshilfe beantworteten die italienischen Behörden oft monatelang nicht. Und die Befragungen, die dann doch möglich waren, brachten nicht viel. Wie schon die Kollegen Jahrzehnte zuvor stieß Bauer auf Schweigen, vor allem als er den Hinweisen auf eine Verbindung zur Mafia folgte. Ganz oft war die Antwort: Ich kann mich nicht erinnern. Plötzlich sind den Leuten einfache Vornamen nicht mehr eingefallen, sagt Bauer. Wir hatten den Eindruck, daß sie Angst haben.

Im vergangenen Jahr dann hatte Bauer noch eine Idee: Er wandte sich an Chi l’ha visto?, die italienische Variante von Aktenzeichen XY. Und tatsächlich schickte die Redaktion ein Kamerateam nach Erlangen. Bauer zog Anzug und Krawatte an und erzählte von seinem Fall. Er präsentierte die Schmuckstücke, das Porträt der Frau - und erstmals auch Phantombilder des Mannes. Dank neuer Computerprogramme war es einer Expertin gelungen, seine Gesichtsform zu rekonstruieren und mit unterschiedlichen Bart- und Frisurvarianten zu ergänzen. Mehr als 100 Anrufer meldeten sich, als die Sendung Anfang November ausgestrahlt wurde. Viele hatten etwas zu den Eulenanhängern zu sagen, Mutmaßungen über deren Herkunft und Bedeutung, also nichts, was die Ermittler weiterbringen würde. Ein Hinweis aber ließ Bauer aufhorchen: Eine Frau erzählte, daß ihre Mutter Anfang der achtziger Jahre als Gastarbeiterin nach Deutschland gegangen war, nach Frankfurt. Als Kindermädchen passte sie dort auf die einjährige Tochter eines italienischen Paares auf. Bis die Familie plötzlich spurlos verschwand.

Mit der Hilfe eines Dolmetschers rief Bauer bei der Frau an. Sie bestätigte ihm die Angaben. Die Familie, sagte sie, habe vor ihrem Verschwinden nicht einmal ihre Wohnung in Frankfurt aufgelöst. Und ja, die Frau habe dem Phantombild aus der Sendung ähnlich gesehen. Viel mehr konnte Bauer am Telefon nicht in Erfahrung bringen, auch weil der Übersetzer Probleme mit dem süditalienischen Dialekt der Anruferin hatte. Um die Zeugin vernehmen zu können, stellte Bauer deshalb Anfang Januar ein Rechtshilfeersuchen. Die italienischen Behörden haben darauf noch nicht geantwortet. Und auch die Überprüfung der Daten aus Einwohnermelde- und Standesämtern in Frankfurt dauert. Anfang der 80er Jahre lebten dort Tausende italienische Gastarbeiter, und weil die Akten von damals nicht digital vorliegen, müssen die Polizisten alles manuell durchgehen.

Trotzdem ist Bauer optimistisch - noch. Endlich hat er wieder eine konkrete Spur, der er folgen kann. Eine Spur, die ihm vielleicht verrät, wer das Paar war, das vor 35 Jahren tot im Gras neben dem Rastplatz lag. Die ihn vielleicht einen Schritt weiterführt bei der Suche nach den skrupellosen Mördern der beiden. Wenn wir den Fall diesmal nicht lösen, sagt er aber auch, dann ist er ausermittelt.


Skelettfund an der Autobahn A 6







St. Leon-Rot (Rhein Neckar-Kreis, Baden-Württemberg). Am 16. März 1986 wurde die Leiche einer bereits skelettierten Frau in unmittelbarer Nähe eines Parkplatzes an der A 6 (Fahrtrichtung Sindelfingen), St. Leon-Rot (Rhein-Neckar-Kreis, Baden-Württemberg), aufgefunden. Bis heute konnte die Identität der Unbekannten nicht geklärt werden.

Die Ermittler vermuten, daß die Frau bereits früher getötet wurde - möglicherweise im Frühjahr oder Herbst 1985.

Personenbeschreibung:
Alter zwischen 27 und 33 Jahren, zwischen 1,55 und 1,65 Meter groß, europäisches Erscheinungsbild.

Besonderes Merkmal: Die Frau trug eine Gaumenplatte mit einer Teilprothese im Oberkiefer. Am linken Fuß trug sie ein dünnes Lerderband und an der Hand einen Ring aus ineinandergeflochtenen Drähten (Neusilber, Messing, Kupfer).

Bekleidet war sie mit einer bordeauxfarbenen Cordhose, hellrotes T-Sirt, bzw. dünner Pullover, dazu weiße Schuhe Größe 36.

Im Jahre 2009 gelang eine Weichteil-Gesichtsrekonstruktion. Weitere Erkenntnisse brachte die Isotypen-Analyse 2011. Die Frau könnte sich für längere Zeit in den Benelux-Ländern aufgehalten haben. Auch wäre möglich, daß sie öfter den Wohnort gewechselt hat. Außerdem gibt es Hinweise darauf, daß sie sich in den zehn Monaten vor ihrem Tod in Großbritannien aufgehalten haben könnte. Sicher ist jedoch, daß die Frau die Blutgruppe A hatte.

Da bislang weder klar ist, wie die Frau ums Leben kam, noch, wer sie überhaupt ist, wurde sie in die Kampagne Identify Me der niederländischen, belgischen und deutschen Behörden aufgenommen. Insgesamt fahnden die Ermittler so nach 22 Morden an Frauen, deren Identität bislang nicht geklärt ist.

Darunter sind auch sechs deutsche Fälle, die nun nach und nach in der ZDF-Sendung Aktenzeichen XY ungelöst vorgestellt werden.

Von einem erneuten Fahndungsaufruf erhoffen sich die Staatsanwaltschaft Heidelberg und das Dezernat Kapitalverbrechen der Heidelberger Kriminalpolizei doch noch Hinweise zur Identität der Toten zu erhalten.

Sie wenden sich diesbezüglich deshalb besonders an die Öffentlichkeit mit folgenden Fragen:
Wer kennt die Tote?
Wer kann Angaben über ihre Identität machen?
Wer kennt eine Frau, die seit 1985 aus dem Benelux-Raum/Großbritannien verschwunden und deren Schicksal bis heute nicht geklärt ist?

Hinweise nimmt die Kriminalpolizei Heidelberg unter Telefonnummer (06221) 174-4444 oder jede andere Polizeidienststelle in Europa entgegen.

Für Hinweise, die zur Identifizierung der Frau, zur Klärung der Todesumstände und somit ggf. zur Ergreifung eines Täters führen, ist eine Belohnung in Höhe von 5.000 Euro ausgesetzt.

Anmerkung: Durch niederländische Behörden werden internationale Öffentlichkeitsfahndungen zu bisher nicht aufgeklärten Mordfällen initiiert, bei denen das weibliche Opfer bislang noch nicht identifiziert wurde und vornehmlich aus den Ländern Belgien, Niederlande oder Deutschland stammt. Vorgenannter Cold Case-Fall wird in diese weltweite Öffentlichkeitsfahndung aufgenommen. Die Kampagne wird von Interpol Lyon und dem BKA unterstützt. Weitere Infos zur Kampagne finden Sie hier unter www.bka.de/IdentifyMe


Leichenfund an Bahnlinie bei Oslo


Am 22. September 1987 wurde entlang der Bahnlinie nahe Oslo, zwischen Kambo und Moss ein Leichnam gefunden. Der Tote war, so ergaben rechtsmedizinische Untersuchungen, von einem Zug überrollt worden. Doch wer der Mann war, wie er hieß, woher er kam und wie alt er zum Todeszeitpunkt war, ist bis heute unklar.

Die Bekleidung des Toten war mutmaßlich aus Deutschland: Thrombosestrümpfe, zwei Socken für medizinische Unterstützung mit drei blauen Streifen oben und einer offenen Spitze an den Zehen. Hertie, KaDeWe, Feinripp-Unterhemd (Elan Body), die typische Schimanski-Jacke der 1980er Jahre.

Mysteriös war warum auch aus seiner Kleidung die Etiketten herausgetrennt worden waren. Es gab viele Überenstimmungen zu zwei ähnlichen Fällen. Ein fast leeres Päckchen Camel Filter, die im Westen für den Osten produziert wurde, fand sich bei der Leiche, wie auch ein Schweizer Taschenmesser, ein rotes Victorinox Swiss Army Taschenmesser Modell Climber.
Die Zigaretten könnten in diesem Zusammenhang aus den Beständen des ehemaligen Intershops der DDR stammen. Die Mephisto-Schuhe aus dem Traditionunternehmen aus Sarrebourg in Frankreich, die auf Qualität und einen unbedingten Zusammenhang zu der Bundesrepublik hinwiesen. Auf dem Etikett des Elan-Unterhemdes fand sich eine deutsch geschriebene 1. Die Spur der Second Hand Läden wurde nach und nach verworfen, weil die gesamte Kleidung aus der damaligen Bundesrepublik Deutschland stammte.

Im Laufe der Ermittlungen spielte erneut Spionage für den Ostblock eine Rolle. Entlang der Bahnlinie gab es einen Tunnel, der in den 1980er Jahren zu einer NATO-Einrichtung auf dem Gylder Hügel in Våler führte. Eine dort liegende Radarstation war ein Teil des sog. Nike-Systems. Es war ein Raketenabwehrsystem, das Oslo vor einem Raketenangriff aus der Sowjetunion schützen sollte.

Aber auch ein Schiff einer Reederei aus Rendsburg geriet in den Fokus der Ermittlungen. Bizzar wurde der Fall, als sich der Kapitän nicht an den Passagier, der angeblich auf seinem Cargo-Schiff gefahren war, erinnern konnte. Damals war es durchaus üblich, daß Passagiere auf Cargo-Schiffen mitfuhren.

Da jedoch keine Papiere bei dem Toten gefunden wurden, verschwand der Fall 1990 in die Norweger Archive.

Allerdings führte der mysteriöse Mord, der zunächst als Suizid eingestuft wurde, in die DDR, nachdem eine Spur in die Schweiz, bei der eine Verwechslung vorlag und die sog. Lkw-Spur ausschied. Ein Zeuge, der Lkw-Fahrer Roy Sandberg, hatte sich nach Jahren gemeldet und angegeben, daß die Plane seines Lkw durchschnitten war, als sich die Ereignisse abspielten.

Die Polizei fragt: Wer kennt diesen etwa 50-60 Jahre alten Mann oder kann sachdienliche Angaben zu dem geschilderten Fall machen? Bei dem Fall sind auch Spediteure und Fahrer der ehemaligen VEB Deutrans gemeint, die oft mit Schmuggelware unterwegs waren und auch nach Skandinavien verbrachten. Ist der Tote gar ein Mitarbeiter aus diesem Umfeld und in der fraglichen Zeit verschwunden? Kam der Tote aus Berlin? 


Skelettierte Leiche neben der Autobahn A5 gefunden







Friedberg. In einem Entwässerungsgraben neben der Autobahn A5 hatten Waldarbeiter am 21. Juni 1988 eine stark verweste Leiche im Stadtwald von Rosbach (Wetteraukreis) gefunden. Es habe sich herausgestellt, daß es sich um eine Frau zwischen 25 und 35 Jahren mit mittelbraunem, gelockten Haar aus Südosteuropa handele, berichteten die Polizei Friedberg und die Staatsanwaltschaft Gießen. Die Auffindesituation habe zweifelsfrei auf ein Tötungsdelikt hingedeutet, erklärten die Ermittler.

Wegen des Zustands der Leiche habe damals aber weder die konkrete Todesursache noch das Geschlecht festgestellt werden können. In den vergangenen fünf Jahren wurden die Ermittlungen wieder aufgenommen und es gelang den Angaben zufolge, aus einem Eckzahn DNA zu gewinnen. Hinzu kamen Untersuchungen des Schädels, der Haare und der Zähne. Den Erkenntnissen zufolge wuchs die Frau in Gebirgsregionen im südöstlichen Polen oder nahe der Grenze in der Ukraine auf und zog vermutlich in der Pubertät in südliche Alpenregionen wie die Schweiz oder Norditalien um. Zuletzt erfolgte ein Wechsel nach Indien oder eine andere meeresnahe südasiatische Region. Nach Mitteleuropa und Deutschland dürfte sie demnach erst wenige Wochen vor ihrem gewaltsamen Tod gelangt sein.

Um noch nähere Informationen über die Abstammung und das Leben der Verstorbenen zu erhalten, erstellten Rechtsmediziner aus München unter Beteiligung von Fachleuten der Freien Universität in Amsterdam anhand des Schädels, der Zähne und der Haare der Toten ein sog. Isotopengutachten. Denn menschliches Körpergewebe enthält entsprechend seiner Bildungszeit geografische Informationen aus unterschiedlichen Lebensphasen einer Person von ihrer Kindheit bis hin zum Tod. Mittels einer solchen Isotopenanalyse konnte festgestellt werden, daß die unbekannte Tote am ehesten in Gebirgsregionen im südöstlichen Polen oder grenznahen Gebieten der Ukraine aufgewachsen sein muss. In der Pubertät wäre ein Ortswechsel in südliche Alpenregionen, beispielsweise in die Schweiz oder Norditalien, denkbar. Im letzten Lebensabschnitt dürfte die Frau sich hingegen nicht in Europa aufgehalten haben, da die in dieser Phase aufgenommene Nahrung für einen Aufenthalt in Indien oder anderen meeresnahen, südasiatischen Regionen spricht. Erst wenige Wochen vor ihrem Tod dürfte die Verstorbene nach Mitteleuropa/Deutschland zurückgekehrt sein. Durch die toxikologischen Untersuchungen der Haare war zudem feststellbar, daß die Frau keine Konsumentin von Betäubungsmitteln gewesen ist.
Im weiteren Verlauf der Ermittlungen erstellten Sachverständige der Hochschule Mittweida überdies eine computergestützte Gesichtsweichteilrekonstruktion der unbekannten Toten.

Zusammenfassend ergibt sich folgendes Personenprofil:
schlanke Frau im Alter von 25 – 35 Jahren, geboren zwischen 1953 und 1963
mittelbraune, gelockte Haare
zuletzt Trägerin eines goldfarbenen Ohrsteckers (siehe Bildergalerie)
etwa 1,65 m groß
Schuhgröße: 34-35
17 Zahnfüllungen (überwiegend Silberamalgam)
ausgeprägter Vorbiss (siehe Fotos Bildergalerie)
Blutgruppe A
aufgewachsen in Gebirgsregionen im südöstlichen Polen oder grenznahen Gebieten der Ukraine
in der Pubertät ggfs. Ortswechsel in südliche Alpenregionen, z.B. Schweiz oder Norditalien
lebte längere Zeit in Indien oder anderen meeresnahen, südasiatischen Regionen
Rückkehr nach Mitteleuropa/Deutschland Mitte 1988
keine Drogenkonsumentin

Polizei und Staatsanwaltschaft bitten nun um Hinweise aus der Bevölkerung. Wer die Frau kennt und Angaben zu ihrer Identität machen kann, soll sich mit der Polizei in Friedberg in Verbindung setzen.


Waldarbeiter finden teilskelettierten Leichnam






Berlin. Im Waldgebiet Spandauer Forst, einem Naturschutzgebiet nordwestlich von Berlin, fand am 8. November 1988 eine Gruppe von sieben Waldarbeitern die teilskelettierte Leiche einer Frau inmitten eines eingezäunten und geschützten Gebietes. Sie lag in einem ca. 40 Zentimeter tiefen Loch im Boden. Es wird vermutet, daß das Loch von wilden Tieren (z.B. Füchsen) geöffnet worden war. Obwohl sie auffälligen Schmuck trug und besondere Merkmale aufwies, konnte war es bisher nicht möglich, sie zu identifizieren.

Die Frau war offensichtlich Opfer eines Tötungsdeliktes geworden. Der Leichnam war in einem Jutesack verpackt. Um den Hals waren zwei kurze Kunststoffseile verknotet, die üblicherweise im Wasserssport Verwendung finden. Dabei handelt es sich um ein einfaches gelbes Tauende und ein weiteres aus hochwertigem Material, das als Reffbändsel verwendet worden sein könnte. Bei dem Opfer wurde ein abgerissenes Stück Papier mit dem Stempelaufdruck des Gesundheitsamts des Bezirksamts Schöneberg, Beratungsstelle für Geschlechtskrankheiten, aufgefunden. 

Beschreibung der Person:
Geschätztes Alter: zwischen 25 und 30 Jahre alt, Größe: 1,62 bis 1,65 Meter. Haarfarbe blond, recht kurz, etwa 4 bis 7 Zentimeter lang. Die Frau trug ein Lederhalsband mit einer Schnalle um den Hals, zwei Ohrringe im rechten Ohr. 

Im Wesentlichen trug die Frau Männerkleidung. Sie trug ein graues Herren-Baumwollhemd, eine blaue Jeanshose aus Baumwolle und einen beige/braunen Herrenmantel, der vorne aus Leinen und hinten und an den Ärmeln aus Jerseystoff bestand. Der Mantel hatte einen Stehkragen und Klettverschlüsse. Sie trug außerdem weiße Tennissocken. Schuhgröße 35 oder 36.

Die Frau trug eine auffällige, silberfarbene digitale Damenarmbanduhr mit einem silberfarbenen Armband, Marke Juta, Modell Melody quartz alarm chronograph. Die Nummer 22982 ist auf der Rückseite der Armbanduhr eingraviert, was als Datum 22. September 1982 angenommen sein könnte.

Die Frau trug zwei Frotteebänder an ihrem rechten Handgelenk, ein rotes und ein schwarzes. Darüber hinaus wurden bei dem Opfer Gegenstände gefunden, die mit dem Täter in Verbindung gebracht werden können: ein Jutesack und zwei Kunststoffseile, die üblicherweise beim Wassersport verwendet werden: ein einfaches gelbes Seil und ein Seil aus hochwertigem Material.

Die Frau trug zwei auffällige Ohrringe am rechten Ohr; einer davon war ein blattförmiger Ohrring mit einer glänzenden lila/türkisfarbenen Metallüberzug (möglicherweise Titan), ca. 3,5 Zentimeter lang und einen Zentimeter, und einen gitterförmigen, rechteckigen Ohrring aus blauem Metall (möglicherweise Titan) mit zehn kleinen Löchern in einer Reihe an den Längsseiten und zehn kleinen Quadraten in einer Reihe in der Mitte. Außerdem trug sie ein Lederhalsband mit einer Schließe um den Hals.

Für Hinweise, die zur Identifizierung des Opfers und Aufklärung der Straftat führen, setzt die Staatsanwaltschaft Berlin eine Belohnung in Höhe von 2.500 Euro aus.

Die Ermittler fragen konkret:
Wo wird eine Frau vermisst, die Mitte der achtziger Jahre dem Aussehen nach Ähnlichkeiten mit der Gesichtsrekonstruktion der Toten hatte?
Können Sie Hinweise zur Identität der unbekannten Toten geben?
Können Sie Hinweise zur Bekleidung der Person geben?
Können Sie Hinweise zum Schmuck sowie zur Armbanduhr und den Zahlen auf der Rückseite der Uhr geben?
Ohrringe und eine Lederhalskette. 

Hinweise, die auch vertraulich behandelt werden können, richten Sie bitte an die 4. Mordkommission des Landeskriminalamts Berlin unter der Rufnummer (030) 4664-911444 oder jede andere Polizeidienststelle.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Impressum

Name, Vorname: ten Doornkaat Koolman, Olfert Adresse: Wandelstraße 14 PLZ und Ort: 28816 Stuhr eMail: doornkaat(at)gmx.net  Haftungsausschlu...